Moore als Klimaarchive

Im medienpraktischen Teil meiner Diplomarbeit habe ich mir laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte angeschaut. Zunächst war ich bei der Untersuchung eines andinen Hartpolstermoores als so genanntes “Klima-Archiv” dabei. Im entsprechenden Kapitel der Arbeit (Moore) habe ich zunächst die wissenschaftlichen Inhalte nachvollzogen und später im Kapitel zur “medialen Umsetzung” beschrieben, inwiefern sich Medienberichte über diese Arbeit von wissenschaftsinternen Publikationen unterscheiden. Ich versuche, Begriffe wie Narrativisierung, Dramatisierung, Personalisierung oder Visualisierung mit Leben zu füllen und die sprachlichen Mittel zu beschreiben, mit denen aus einer wissenschaftlichen Publikation eine öffentlichkeitstaugliche und auch für Laien interessante Berichterstattung wird. Auch mediale Selektionskriterien habe ich dort erläutert.

 

Das Llamoca-Moor mit dem "Cerroa Llamoca" im Hintergrund, September 2008.

Die hochandinen Niedermoore, die auch als „Bofedales“ bezeichnet werden, speichern Informationen über die Klima- und Landschaftsgeschichte. Das Llamoca-Moor, an dem wir gearbeitet haben (für Karte rechts oben auf dieser Seite klicken!), liegt im Einzugsgebiet der Flüsse, die das wüstenhafte Nasca-Palpa-Becken im Andenvorland mit Wasser speisen. Seit jeher machen sich ausbleibende Regenfälle hier oben bei den Menschen der Hochkulturen im Vorland bemerkbar, weil die “Fremdlingsflüsse”, so der Fachbegriff, dann weniger Wasser in die Flussoasen bringen, was den Druck auf die Bevölkerung erhöht.

 

Diese Feucht- und Trockenphasen lassen sich im Moor nachzeichnen: In Trockenphasen spülen episodische Starkregen, also sehr seltene, sehr heftige Niederschlagsereignisse Schutt von den kargen Hängen ins Moor. Wenn es feucht ist, sind die Hänge bewachsen und damit stabil, in dem “Geoarchiv Moor” wachsen in solchen Phasen Hartpolsterpflanzen, die später zu Torfschichten voller organischen Materials kompaktiert werden. Die Wechsel von Sediment- und Torfschichten unterscheiden die andinen Moore von den mitteleuropäischen.

Torfprofil im Llamoca-Moor

8000 Jahre Klimageschichte zum Anfassen: Ein Bachlauf hat einen Schnitt durch das Moor angelegt wie die Geographen es besser nicht hinbekommen hätten.

Im Llamoca-Moor, mehr als 4000 Meter über dem Meer gelegen, haben die Heidelberger Geographen inzwischen mehr als 11 Meter tief gebohrt und Torfkerne mit nach Deutschland gebracht. Der Kölner Pollenkundler Karsten Schittek kann anhand der in einzelnen Schichten gefundenen Pollen nachzeichnen, wann hier welche Pflanzen wuchsen. Außerdem konnte das Alter des Moors über Radiokohlenstoffdatierungen auf mehr als 8000 Jahre datiert werden.

 

 

Insgesamt elf Meter tief haben die Heidelberger Geographen im Llamoca-Moor gebohrt. Die entsprechenden Kerne werden nun in Köln und Heidelberg untersucht.

 

Meinen Hörfunkbeitrag zur Arbeit im Moor und im Andenvorland gibt es übrigens online bei DRadio Wissen.

 

 

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